Kompakt, sicher und begehrt – die Mercedes-Benz C-Klasse der Baureihe 202 ist ein Erfolgsmodell: Von 1993 bis 2001 laufen von Limousine und T-Modell nahezu 1,9 Millionen Fahrzeuge vom Band. Mit allen Eigenschaften konsolidiert die erste C-Klasse den Erfolg des markanten Vorgängers Mercedes-Benz 190 (W201), verbreitet „Baby-Benz“ genannt. Neue Diesel- und Ottomotoren mit Vierventiltechnik haben mehr Leistung bei reduziertem Verbrauch und optimiertem Abgasverhalten. Eine besonders sportliche Version ist der C36 AMG mit 206 kW (280 PS), zugleich das erste Kooperationsprojekt mit AMG. Mercedes-Benz führt mit der Baureihe 202 sukzessive auch eine neue Nomenklatur ein: Entsprechend der bereits seit 1972 so bezeichneten S-Klasse benennt nun generell ein Buchstabe die Klasse – so entsteht der Name „C-Klasse“. Neu ist die Logik der Typbezeichnung. Der jeweilige Buchstabe steht nun vor der auf den Hubraum verweisenden Ziffernkombination. Im Sommer 1993 überträgt Mercedes-Benz das Prinzip auf die weiteren Personenwagen der Marke.
Zeitloses Design und mehr Platz im Interieur
Zeitlos und elegant präsentiert sich das Design der Baureihe 202: „Das Design der ersten C-Klasse sollte ein breites Publikum ansprechen mit einer geschmeidigen, ästhetischen und zeitlosen Form“, erläutert Prof. Peter Pfeiffer, Chefdesigner von 1999 bis 2008, die damaligen Maßgaben: „Als selbstverständliches Bindeglied fügt sie sich in die Designsprache der Marke ein. Der Erfolg hat gezeigt, dass diese von Beginn an geplante Konsolidierung der richtige Weg war. Die Baureihe 202 wurde zum Selbstläufer.“
Gegenüber dem Vorgänger bietet die C-Klasse deutlich mehr Platz im Innenraum: „Wir haben darauf reagiert, dass die mitteleuropäische Bevölkerung Jahr für Jahr wächst“, erklärt Prof. Hermann Gaus im Rückblick, damals Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung. Mehr Innenraum bei kaum größeren Außenmaßen lässt sich zum einen durch die Anordnung der Komponenten wie Motor, Achsen und Getriebe erzielen. Zum anderen bringt in der C-Klasse das Verlegen des Tanks erhebliche Vorteile. Im 190 ist er noch hinter der Rücksitzbank montiert. In der neuen Kompaktlimousine kommt erstmals ein Kunststofftank zum Einsatz. Der ist leicht, lässt sich frei formen und befindet sich unter der Rücksitzbank und vor der Hinterachse. Daher kann in der C-Klasse die Rücksitzbank für ein vergrößertes Raumangebot etwas nach hinten versetzt werden. Auch das Kofferraumvolumen wächst im Vergleich zum W 201. Bei einem Längenwachstum von rund 40 Millimetern gegenüber dem Vorgänger ist die neue Baureihe nach wie vor eine kompakte Limousine.
Sicherheit und Ressourcenschonung
Neben der verbesserten Sicherheit bei Frontal- und Heck-Crashs messen die Ingenieure dem Seitenaufprallschutz eine hohe Priorität zu. Das Maßnahmenbündel ist umfangreich. Dazu gehört eine einteilige Seitenwand. Sie bietet eine sehr hohe Festigkeit. Zusätzlich verstärkt eine Rohrkonstruktion die Türen. Die dreischalig aufgebaute B-Säule verfügt über einen breiten, stabilen Fuß am Übergang zum Seitenschweller. Massive Querträger unter den Vordersitzen übertragen Kräfte auf den Mitteltunnel und die einem Crash abgewandte Fahrzeugseite. Schottwände in den Seitenschwellern verhindern deren Einknicken und Einbeulen. Auch die Sitze sind so steif ausgelegt, dass sie Kräfte übertragen können, ohne zu kollabieren. Außerdem haben die Entwickler während der Konstruktion der Baureihe 202 die Ressourcenschonung im Blick. Das Ziel: 85 Prozent des Altfahrzeugs sind stofflich wiederverwertbar.
Neue Motoren
Bei ihrer Markteinführung wird die C-Klasse mit vier Ottomotor- und drei Dieselmodellen angeboten. Der C180 leistet 90 kW (122 PS). Der C200 ist 100 kW (136 PS) stark. Der C220 hält 110 kW (150 PS) bereit. Der C280 schöpft aus seinem Reihensechszylinder 142 kW (193 PS). Bei den Selbstzündern ist der C200 Diesel mit 55 kW (75 PS) das Einstiegsmodell, gefolgt von C220 Diesel mit 70 kW (95 PS) und C250 Diesel mit 83 kW (113 PS).
Die neuen Ottomotoren haben mehr Drehmoment und eine höhere Nennleistung als im W 201, die Abgasqualität ist deutlich verbessert. Den Ingenieuren gelingt dies durch Innovationen wie Vierventiltechnik, Nockenwellenverstellung bei den größeren Motoren, einer weiterentwickelten Motorsteuerung sowie einer reduzierten Reibleistung im Ventiltrieb. Bei den Dieselmotoren führt Mercedes-Benz als weltweit erster Hersteller die Vierventiltechnik ein. In Verbindung mit weiteren technischen Optimierungen wie neuen elektronischen Einspritzsystemen resultiert der Fortschritt auch hier in höherer Nennleistung und höherem Drehmoment. Die serienmäßige Abgasrückführung und ein Dieselkatalysator senken die Rußpartikelemission erheblich.
Ein Fahrwerk für hohen Komfort
Zur deutlichen Verbesserung von Fahrkomfort und Fahrsicherheit gegenüber dem Vorgängermodell tragen moderne Achskonstruktionen bei. Die beiden Querlenker der Vorderachse – deshalb die Bezeichnung Doppelquerlenkerachse – optimieren die Radführung. Die aus dem „Baby-Benz“ bekannte hintere Raumlenkerachse wird modifiziert und mit einer elastischen Hinterachs-Getriebeaufhängung versehen. Auch die neue Abstimmung von Federn und Dämpfern sowie ein längerer Radstand und breitere Spurweite tragen zu Komfort wie Fahrsicherheit bei.
Die vier Ausstattungslines
Zur Serienausstattung zählen Fahrer-Airbag, integraler Seitenaufprallschutz, Antiblockiersystem ABS, Servolenkung, Fünfganggetriebe und Zentralverriegelung. „Lines“ nennt Mercedes-Benz neben der sogenannten klassischen Version – später als Classic bezeichnet – die Ausstattungsvarianten Esprit, Elegance und Sport. Als „jugendlich frech“ (Esprit), „vornehm-elegant“ (Elegance) und „dynamisch-technisch“ (Sport) beschreibt die Marke diese. Esprit zeichnet sich durch eine um 25 Millimeter tiefergelegte Karosserie aus sowie ein farbig-frisches Interieur. Elegance fällt auf durch farblich auf den Lack abgestimmte Schutzleisten sowie Chromeinlagen an Schutzleisten und Türgriffen. Im Innenraum bestimmt Holz das Ambiente. Sport ist ebenfalls um 25 Millimeter tiefergelegt, und das Fahrwerk ist straffer abgestimmt. Zur Ausstattung gehören breitere Reifen sowie Leichtmetallfelgen im Fünflochdesign. „Es ist gelungen, mit diesen Lines ein noch breiteres Publikum anzusprechen“, erklärt Prof. Peter Pfeiffer, „über Esprit und Sport konnten wir Käufer überzeugen, denen das Design des W 202 zu ruhig war.“ Jeweils ein Drittel der Fahrzeuge wird mit den Lines Classic und Elegance ausgeliefert. Das weitere Drittel entfällt auf Esprit und Sport.
Ein T-Modell kommt hinzu
Schon früh in der seit 1986 laufenden Konzeptionsphase der Limousine beschließt der Vorstand der damaligen Daimler-Benz AG zusätzlich die Entwicklung eines T-Modells mit der internen Bezeichnung S202. Dieses kommt 1996 auf den Markt und ist das erste T-Modell in der Kompaktklasse. Den Ladekünstler zeichnen praktische Vorzüge aus – und ebenfalls sein Design. „Autos müssen faszinieren“, sagt Prof. Peter Pfeiffer. „Reine Vernunftautos scheitern am Markt.“
Leistungsstarke AMG Modelle
Die Leistungsspitze der Baureihe 202 markiert zunächst der im Herbst 1993 vorgestellte C36 AMG. Er ist das erste von Mercedes-Benz und AMG gemeinsam entwickelte Fahrzeug. Die Basis bildet ein C280 in der Ausstattungslinie Sport. Den 2,8-Liter-V6-Motor bringt AMG durch die Vergrößerung von Bohrung und Hub auf 3,6 Liter Hubraum. Spezielle Kolben, eine geänderte Kurbelwelle und eine höhere Verdichtung führen zu einer Leistung von 206 kW (280 PS). Gegenüber der Sport-Variante liegt das Fahrwerk um weitere zehn Millimeter tiefer. Eine modifizierte Front- und Heckschürze, Seitenschweller sowie größere Räder zeichnen die AMG Variante optisch aus.
Die Stylisten in Sindelfingen sind in die Entwicklung eingebunden. „Der C36 AMG passt selbstverständlich zur Gesamtformensprache der Baureihe“, sagt Prof. Peter Pfeiffer. Er wird ein großer Erfolg: Zwischen Herbst 1993 und Juni 1997 werden beachtliche 5.221 Exemplare des C 36 AMG gebaut. Im September 1997 hält dann zum ersten Mal ein Achtzylindermotor Einzug in die C-Klasse. Der C43 AMG leistet 225 kW (306 PS). Beim 1998 vorgestellten C55 AMG sind es sogar 255 kW (347 PS).
Die C-Klasse in der DTM
In der europaweit sehr beliebten DTM setzt die C-Klasse ab 1994 die erfolgreichen Jahre des auf Basis des 190 E 2.5-16 entstandenen Renntourenwagens fort. 1994 gewinnt Klaus Ludwig den Titel mit einer AMG-Mercedes C-Klasse DTM, deren V6-Motor 294 kW (400 PS) leistet. Mit der überarbeiteten Variante und 324 kW (440 PS) sichert Bernd Schneider 1995 die Meistertitel der DTM und der internationalen Tourenwagen-Meisterschaft ITC. Dieses Siegerauto zeigt das Mercedes-Benz Museum im Raum Mythos 7: Rennen und Rekorde.
Neue V6- und CDI-Motoren mit der Modellpflege
Während der Bauzeiten von 1993 bis 2000 (Limousine) sowie 1996 bis 2001 (T-Modell) fließen zahlreiche technische wie optische Verbesserungen in die Produktion ein. So kehrt 1995 im C230 Kompressor das Roots-Gebläse zurück. Dieses führt zu einem deutlich höheren Drehmoment in einem breiten Drehzahlbereich und einer spontaneren Leistungsentfaltung. „Wegen des fehlenden Turbolochs haben wir uns damals für den Kompressor und gegen den Turbolader entschieden“, erläutert Fahrzeugentwickler Prof. Hermann Gaus. Ab der 1997 erfolgten Modellpflege werden C240 und C280 mit neuen V6-Motoren angeboten. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP® ist zunächst für diese Modelle bestellbar, die anderen folgen. Im Zuge der Auffrischung ergänzen unter anderem Sidebags in den vorderen Türen, Leistungsgurtstraffer mit Gurtkraftbegrenzern an den Vordersitzen sowie der Bremsassistent die Serienausstattung.
Einen aufgeladenen Motor präsentiert Mercedes-Benz auch als Diesel. Der C250 Turbodiesel ist der erste Turbodiesel-Pkw mit Vierventiltechnik und Ladeluftkühlung. Seine Leistung beträgt 110 kW (150 PS). 1997 hält das Common-Rail-Prinzip in die C-Klasse Einzug. Der Vierzylinderdiesel leistet im C220 CDI 92 kW (125 PS). Dieses Triebwerk ist nicht nur das drehmomentstärkste seiner Hubraumklasse, sondern setzt auch bei Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen Maßstäbe. Zu ihm stößt 1998 der C200 CDI mit 75 kW (102 PS).
Von 1993 bis 2000 werden 1.626.383 Limousinen der Baureihe 202 gebaut. Von 1996 bis 2001 kommen 243.871 T-Modelle hinzu.
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