Vor 25 Jahren überrascht Mercedes-Benz nicht nur Roadster-Fans mit einem revolutionären Konzept: Der neue SLK (Baureihe R 170) verwandelt sich dank seines Variodachs in weniger als einer halben Minute vom offenen Fahrzeug in ein Coupé mit festem und geräuschdämmendem Stahldach. Er punktet mit weiteren Innovationen, etwa bei der Sicherheit. So überzeugt der SLK bei allen relevanten Crashtests bis hin zum Überschlag. Ein Leichtbaukonzept unter anderem mit Magnesium reduziert das Gewicht der Basisversion des SLK 200 auf nur 1.270 Kilogramm. Vom SLK der Baureihe R 170 entstehen bis 2004 im Werk Bremen 311.222 Fahrzeuge.
Ein Verkaufsschlager
In insgesamt drei Generationen mit den Baureihen R 170, R 171 und R 172 wird der kompakte offene Mercedes-Benz Roadster mehr als 710.000 Mal verkauft – ab 2016 als SLC.
Die erste Generation ist bereits ein beliebter Youngtimer und absolviert damit ihre zweite Karriere. So schreibt das Fachmagazin „Motor Klassik“ im April 2019:
„Die erste SLK-Baureihe (R 170) war ein Bestseller und hat das Zeug zum Klassiker.“
Seinen Namen erhält der Roadster während der Konstruktionsphase, als ihn Ingenieure in Anspielung auf den Mercedes-Benz SL als „SL kurz“ bezeichnen. Tatsächlich ist die Baureihe R 170 mit einer Karosserielänge von 3.995 Millimetern rund 500 Millimeter kürzer als die SL-Roadster der damals aktuellen Baureihe R 129.
Weltpremiere in Turin
Die Serienversion des SLK wird am 22. April 1996 auf dem Autosalon in Turin vorgestellt. Dieser Sportwagen passt perfekt in seine Zeit: Die offenen Zweisitzer erleben damals eine starke Renaissance. In Westeuropa steigen die jährlichen Zulassungszahlen sehr stark in diesem Marktsegment von 11.300 im Jahr 1992 auf 98.500 Fahrzeuge im Jahr 1995. Der SLK trägt zum Boom offener Fahrzeuge der 1990er- und 2000er-Jahre bei. Zeitweise ist dieser Mercedes-Benz das meistverkaufte Fahrzeug mit Faltverdeck in ganz Deutschland. Für die Marke ist der SLK daher von sehr großer Bedeutung, denn er spricht eine neue und jüngere sowie lifestyleorientierte Käuferschicht an. Im Rückblick sagt das damalige Mercedes-Benz Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert:
„Die Modelle SLK, CLK oder die M-Klasse haben viel zu einem neuen Image von Mercedes-Benz beigetragen.“
Appetit auf den Roadster macht eine Studie, die im April 1994 ebenfalls in Turin präsentiert wird. Sie basiert auf einem Entwurf des Designers Michael Mauer und kommt dem Serienmodell bereits sehr nahe. Mauers Modell mit kurzen Überhängen vorn wie hinten in Verbindung mit einem vergleichsweise langen Radstand besticht durch viele Details, von der Motorhaube mit „Powerdomes“ bis hin zu einer markanten Abrisskante am Heck. Eine zweite Studie zeigt im Herbst 1994 in Paris dann nicht nur das Variodach, sondern zudem eine abwechslungsreiche Innenraumgestaltung. Von 1996 an macht der SLK-Seriensportwagen mit einem überraschend bunten und vielfältigen Interieur samt erfrischender Außenfarben auf sich aufmerksam.
„Trick mit dem Knick“: das Variodach
Das faltbare Stahldach des SLK als Alternative zum klassischen Stoffverdeck ist ein herausragendes und vielbeachtetes Technikmerkmal des Roadsters. Die Idee ist nicht neu in der Automobilbranche, doch bei den wenigen Konstruktionen zuvor senkt sich das komplette Dach in den Kofferraum und beansprucht somit sehr viel Raum. Die Mercedes-Benz Ingenieure revolutionieren das Konzept mit einem Verfahren, intern als „Trick mit dem Knick“ bezeichnet: Das Dach aus Stahl- und Glaselementen faltet sich nach hinten unter die in Fahrtrichtung geöffnete Kofferraumklappe. So ist ein kurzes Karosserieheck möglich, und selbst im offenen Zustand bleibt im Kofferraum noch Platz für Gepäck.
Eine Elektrohydraulik choreografiert mithilfe von fünf Hydraulikzylindern den Öffnungs- und Schließvorgang. Vor dem Serienanlauf müssen 30 Prototypen jeweils 20.000 Mal den Öffnungs- und Schließprozess über sich ergehen lassen. Auf zehn Jahre hochgerechnet entspricht das einem täglich sechsmaligen Öffnen und Schließen des Dachs. Die Bedienung ist simpel: Per Schalter auf der Mittelkonsole lässt sich der SLK binnen 25 Sekunden von einem Coupé in einen Roadster verwandeln – oder umgekehrt.
Der SLK besticht zudem mit einem Sicherheitskonzept, das damals in seiner Klasse Maßstäbe setzt. Auffallend sind zwei stabile Überrollbügel als Insassenschutz im Fall eines Überschlags. Rohrverstärkte A-Säulen ergänzen die Schutzwirkung. Darüber hinaus ist der SLK serienmäßig mit Airbags, Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern ausgerüstet. Die neu entwickelte Ellipsoid-Stirnwand als Teil der Vorderbaustruktur vergrößert beim Frontalaufprall den vorderen Deformationsbereich. Dadurch sinkt die Gefahr, dass der Fußraum eingeengt wird. In Crashtests erfüllt der SLK die Mercedes-Benz eigenen Vorgaben und übertrifft so die gesetzlich vorgeschriebenen Werte.
Vier- und Sechszylindermotoren in der Baureihe R 170
Zunächst wird der Roadster als SLK 200 (100 kW/136 PS) sowie als SLK 230 Kompressor (142 kW/193 PS) angeboten. Nach einer Modellpflege im Jahr 2000 ergänzen die Sechszylindermodelle SLK 320 (160 kW/218 PS) und SLK 32 AMG (260 kW/354 PS) das Portfolio.
Aus dem ersten SLK entsteht eine kleine und feine Traditionslinie: Im Januar 2004 stellt Mercedes-Benz den nachfolgenden SLK der Baureihe R 171 vor. Ein Highlight ist der optional lieferbare AIRSCARF. Diese Weltneuheit befördert zwischen Sitzlehne und Kopfstütze Warmluft in den Nackenbereich der Insassen und ermöglicht in Verbindung mit dem serienmäßigen Windschott offenes Fahren auch bei niedrigen Außentemperaturen.
Die dritte SLK-Generation (R 172) kommt im Jahr 2010 auf den Markt. Sie wird 2016 in SLC umbenannt und bis 2020 hergestellt.
Quelle: Daimler AG